
Geräusch-Detektivin mit Erfahrung im Programmieren und Wolken verschieben
Milena Müller war bereits als Hochschulpraktikantin einmal bei Anex. Fünf Jahre später kehrte sie zurück als Fachplanerin Energie. Auf ihrem Weg erforschte sie die erstaunlichsten Ecken der Akustik und Umweltnaturwissenschaften.
Was war eine deiner ausgefallensten Arbeitserfahrungen?
Im Studium lernten wir, meteorologische Daten auszuwerten, indem wir spielerisch unsere eigenen Wettervorhersagen schrieben. Das brachte mich auf die Idee, bei einem Meteorologie-Dienstleister zu arbeiten. Ich fand Spass daran, Wetterberichte für Zeitungen zu erstellen und auch selber zu visualisieren. Ausserdem war ich fasziniert von dem bunten Team aus Wetterfreaks. Nach ein paar Monaten jedoch war das Praktikum vorbei und das Wölklein und «Sünneli» herumschieben hatte ein Ende.
Wie bist du später während des Masterstudiums bei Anex gelandet?
Eigentlich per Zufall. Ich wollte in die Arbeit einer Umweltingenieurin reinschauen und prüfte eine Liste der ETH mit allen empfohlenen Praktikumsbetrieben. Ich suchte etwas, das spannend tönte und in der Nähe lag – damals wohnte ich noch in Zürich – und stiess auf Anex. Ich war begeistert von der Energie im Büro. Die Leute waren total unkompliziert und flexibel und ich durfte in allen möglichen Bereichen mitarbeiten. Diese Vielseitigkeit suchte ich immer wieder.
Wohin hat es dich nach dem Studium verschlagen?
Ich zog nach Bern um und arbeitete für ein Jahr bei der Wyss Academy, die unter anderem angewandte Forschung im Bereich Land-Climate Dynamics betreibt. Ich durfte zu einem grossen Aufforstungsprojekt in der Sahelzone forschen. Meine Arbeit bestand darin, herauszufinden, wie sich das Pflanzen von Bäumen auf die Niederschläge vor Ort auswirkt. Für mich bedeutete das vorwiegend, Daten über die Luftbewegungen zu sammeln, zu analysieren, Berechnungen durchzuführen und zu visualiseren. Das Thema passte perfekt zu meinem Studium und die Zusammenarbeit in diesem interdisziplinären und internationalen Team war richtig cool. Doch leider war die Stelle nur auf ein Jahr befristet.
Wärst du gerne länger in der Forschung geblieben?
Nein, mir war ziemlich bald klar, dass ich nicht doktorieren wollte. Viel lieber wollte ich konkrete Umweltprojekte umsetzen. Am liebsten wäre ich in den Bereich Klimaschutz oder Stadtbegrünung eingestiegen, doch da sind die Stellen rar. Ich suchte also nach Ingenieurbüros in Bern und landete bei einem Akustik-Unternehmen. Da war ich im Bereich Aussenlärm-Beurteilungen tätig, was hauptsächlich viel Datenauswertung und Berichte schreiben bedeutete. Aber nicht nur. Ich war auch in die Kommunikation mit den Ämtern oder unseren Auftraggebern eingebunden.
Was sind mögliche Aufträge in der Lärmbeurteilung?
Das waren einerseits Aufträge, die über die öffentliche Hand an uns gelangten: Lärmmessungen und -beurteilungen von Strassen oder Baustellen oder Konzerten. Andererseits engagierten uns Private oder zum Beispiel Schiessvereine. Ich verbrachte viel Zeit auf Schiessplätzen und an anderen ungewöhnlichen Orten. Einmal besuchte ich einen Kunden zuhause, um ein vom Nachbarhaus kommendes Geräusch zu untersuchen – ich fühlte mich wie eine Privatdetektivin dabei. Die Messungen machten Spass, aber das Fachgebiet war extrem spezialisiert und ich wollte noch mehr sehen.
Bist du deshalb zu Anex zurückgekehrt?
Erst einmal legte ich eine Pause ein und machte eine Auslegeordnung. Ich hatte mittlerweile so viel Verschiedenes ausprobiert und beschloss: Jetzt muss ich mich vertiefen, sonst gibt es ein Chaos in meinem CV. Ich rief mir in Erinnerung, weshalb ich Umweltnaturwissenschaften studiert habe: meine intrinsische Motivation, mich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Mit der anstehenden Energiewende sah ich besonders viel Potenzial im Energiebereich. Ich wusste, dass Anex in Sachen Erneuerbare Energien vorne dabei ist. So fand ich meinen Weg zurück. Ich finde es toll, dass ich mit meiner Arbeit einen Beitrag zur Energiewende leisten kann.
Wie sieht denn dein Arbeitsalltag heute aus?
Meine Aufgaben als Fachplanerin Energie sind sehr vielfältig, was meinen Interessen zugute kommt. Etwa die Hälfte meiner Arbeitszeit arbeite ich effektiv an Energieprojekten. Daneben bin ich im Fachbereich Bauphysik und Raumakustik involviert. Einen Tag pro Woche verbringe ich am Standort Luzern, um mich mit Bereichsleiterin Nadège Vetterli auszutauschen. Ergänzend dazu arbeite ich im Monitoring mit. Diese Abwechslung gefällt mir super, ich lerne immer wieder Neues.
Bern, Luzern, Zürich – das klingt nach viel Pendlerei?
Weil ich in Bern wohne, kommt es mir sehr entgegen, dass wir unsere Arbeitszeiten und den Arbeitsort flexibel wählen können. Zwei Tage pro Woche bin ich in der Regel in Zürich, einen in Luzern und sonst im Homeoffice. Wenn ich pendle, versuche ich morgens im Zug zu arbeiten. Auf dem Heimweg höre ich gerne Podcasts oder gönne mir einen Krimi. Dafür nahm ich mir sonst nie genug Zeit, obwohl ich es liebe, zwischendurch in eine andere Welt abzutauchen.
Fernab der hektischen Zivilisation, hier in St. Davids in Wales, findet Milena ihren Ausgleich zum Alltag.
Bei Wanderungen in der Natur die Seele baumeln und sich inspirieren lassen.
Milena berechnete bei der Wyss Academy u.a. sogenannte Trajectories. Die hier Abgebildeten stellen den Verlauf und die Druckveränderungen von Luftpaketen während 10 Tagen dar.
In welchen Welten findet man dich, wenn du länger frei hast?
Ich fühle mich stark zu England und Irland hingezogen. 2023 verbrachte ich ein paar Wochen in Wales, um mein Englisch zu verbessern und Kleider nähen zu lernen. Ich wollte abseits der touristischen Hotspots unterwegs sein, irgendwo eintauchen, wo man mit den Locals ins Gespräch kommt. So besuchte ich einen Nähkurs, zusammen mit einer herrlich durchmischten Gruppe, von Teenage Boys bis Omas. Ich freundete mich mit der Kursleiterin an und durfte sogar bei ihr wohnen. Diese Art der Entschleunigung und ab und zu eine Pause von der durchgetakteten Schweiz tut mir gut.
