27. September 2024

Ein Büro mit Aussicht statt mit Discokugel

Reto Storz ist Gesamtprojektleiter und Standortleiter von Anex Chur. Im Interview erzählt der sportbegeisterte Energie- und Umweltingenieur, wo die nächsten grossen Projekte warten und was er an einem diversen Team schätzt.

Du gehörst zum zwölfköpfigen Start-up-Team von Anex, woran erinnerst du dich am liebsten?

Für mich war immer klar, dass ich wieder weg von Zürich und zurück nach Chur wollte. Nach ein paar Jahren unter Thomas Gautschi in einem grossen Planungsunternehmen, war ich von der Idee begeistert bei etwas Neuem mitwirken zu können... Ein paar Monate später hockte ich mit Thomas Gautschi, Matthias Kolb und Co. auf Festbänken im noch leeren Anex-Büro an der Limmatstrasse und half mit, das Start-up aufzubauen. Diese Aufbruchstimmung war mega cool. Als der Heimweh-Bündner dann so richtig Heimweh bekam und ich meine Kündigung einreichte, liess Thomas dies nicht gelten. Kurzerhand schlug er vor, einfach einen neuen Standort in Chur zu gründen.
 

Gesagt, getan?

Erst gönnte ich mir noch eine halbjährige Auszeit, dann eröffneten wir im März 2019 unser Büro in Chur. In den ersten Monaten arbeitete ich hauptsächlich an Projekten in Zürich weiter. Dann erhielt ich die erste Anfrage von IBC Energie Wasser Chur. Der Kontakt kam auch durch die gute Geschäftsbeziehung zwischen Thomas Gautschi und dem ehemaligen CEO von IBC, Martin Derungs, zustande. Das war ein Start von Null auf Hundert. Ab Anfang 2020 waren wir eigentlich komplett ausgelastet mit der Entwicklung der einzelnen Energiecluster und der Gesamtstrategie für die IBCund ich begann, ein Team aufzubauen. Anfangs mussten wir noch Ressourcen von Zürich anzapfen, um das Arbeitsvolumen zu bewältigen. Einerseits war das für mich als Gesamtprojektleiter sehr spannend, doch es entstand ein gewisses Klumpenrisiko. 

Wie hat sich deine Arbeit seither verändert?

Heute sind wir breiter aufgestellt und können auch Aufträge von anderen Bauherrschaften annehmen. Wir erhalten vermehrt Projekte aus dem Engadin, einer wichtigen Tourismus- und Wirtschaftsregion im Kanton. Wegen der langen Winter ist der Energiebedarf im Engadin hoch. Will man diesen nicht länger mit Fossilen decken, müssen neue Lösungen her. Es gibt also viel Potenzial für nachhaltige Energieprojekte in dieser Region. Neben der Gesamtprojektleitung erfülle ich die Funktion des Standortleiters. Das heisst, ich mache das Ressourcenmanagement und bin für weitere administrative Themen zuständig. Wobei wir diese Rollen bei Anex nicht so eng sehen.
 

Wie meinst du das?

Natürlich übernehme ich die Verantwortung, wenn es hart auf hart kommt. Aber ich sehe mich nicht per se als Chef. Es ist ein Miteinander. Wichtige Entscheide in Projekten oder bei Neueinstellungen besprechen und fällen wir gemeinsam. Das ist es genau, was mir an unserer Firmenkultur gefällt. Übrigens haben wir seit Kurzem ein neues Teammitglied: Alexander Hermann. Als Fachplaner Heizung/Kälte kommt er von der Ausführungsseite und ergänzt unser Team perfekt.
 

Was schätzt du besonders an deiner Arbeit?

Meine Arbeit ist extrem vielseitig. Manchmal hirne ich morgens an einer Strategie und stehe nachmittags auf der Baustelle. Wir bieten die ganze Wertschöpfungskette an, befassen uns mit dem ersten Gedanken der Bauherrschaft und kümmern uns um die letzten Hürden bei der Umsetzung.
 

Das scheint eine grosse Bandbreite an Kompetenzen zu erfordern?

Gerade weil wir solche unterschiedlichen Skills benötigen, sind wir ein kunterbunter Haufen mit verschiedenen fachlichen Backgrounds. Mir gefällt diese Mischung zwischen erfahrenen Fachkräften und z.B. “ETH-Jünglingen”, die neue Ideen einbringen, ohne immer direkt an die Umsetzbarkeit zu denken. Das öffnet den eigenen Blickwinkel und fördert die Kreativität. Ich denke, auch unsere Bauherrschaften schätzen diesen Austausch und unsere Flexibilität, wenn es um das Entwickeln innovativer Lösungen geht.
 

Inwiefern beschäftigst du dich persönlich mit dem Thema der erneuerbaren Energien?

Ich mache meinen Job sehr gerne und habe ein hohes Qualitätsbewusstsein bei der Umsetzung meiner Projekte. Ich finde es cool, in einem Bereich zu arbeiten, in dem man auch etwas bewirken kann. Zu wissen, dass etwas Sinnvolles und Nachhaltiges entsteht, ist meine moralische Entschädigung für Zeiten, in denen es streng ist. Aber ausserhalb meiner Arbeit dürfen es auch mal andere Themen sein.
 

Nämlich? Womit verbringst du gerne deine Freizeit?

In unserem Churer Büro haben wir zwar keine Discokugel wie in Zürich, dafür sehen wir aus dem 12. Stock direkt in die Natur. Das hatte ich in Zürich vermisst. Meine Frau und ich kommen beide aus der Leichtathletik und sind begeisterte Windsurfer und Surfer. Ich bin auch heute noch im LA BTV Chur engagiert und bin im Organisationskomitee der Churer Laufparade. Vor drei Jahren konnte ich Anex dafür gewinnen, diesen jährlichen Nachwuchsanlass auf der Quaderwiese zu unterstützen, wo u. a. unser Kunde IBC als Hauptsponsor engagiert ist. Ich schätze es sehr, dass man so auch ausserhalb der Projekte Berührungspunkte hat und wir uns für die nächste Generation engagieren.
 

Wie steht es um deinen eigenen Nachwuchs?

Wir sind so eine richtige Sportlerfamilie. Wir sind oft unterwegs mit unserem Campingbus zum Windsurfen und Surfen. Im Winter gehen wir oft zum Langlaufen oder Skifahren. Unsere beiden Kinder (zwei und fünf Jahre) sind einfach überall dabei und geniessen es, wenn etwas läuft. Letztes Jahr fuhren wir während fünf Monaten die Atlantikküste entlang, von Schottland Richtung Süden bis nach Marokko. Meinen Laptop hatte ich dabei, um zwei bis drei Tage pro Monat zu arbeiten bzw. mit meinem Team in Kontakt zu bleiben. Das ging für uns alle super auf.

Reto Storz
Gesamtprojektleiter / Standortleitung Chur

BSc Energie- und Umwelttechnik FHO


Schliessen